Ulrich Schamoni

geboren am 9. November 1939 in Berlin
gestorben am 9. März 1998 in Berlin

Er war der jüngste der Schamoni-Brüder. Nach dem Gymnasium in Münster folgte er seinem Bruder Peter nach München. Wie dieser besuchte er Vorlesungen verschiedener geisteswissenschaftlicher Fächer, nahm Schauspielunterricht und assistierte in Berlin bei Theater-, Film- und Fernsehproduktionen, vor allem bei seinem „Regievater“ Rudolf Noelte, aber auch bei William Dieterle, Hans Korngiebel, Hans Lietzau und Jürgen Goslar.

Sein Romandebüt „Dein Sohn lässt grüßen“ wurde nach Erscheinen (1962) als „jugendgefährdend“ eingestuft und indiziert.

Gleich für seinen ersten Kurzfilm „Hollywood in Deliblatska Pescara“ erhielt er 1965 einen Bundesfilmpreis. Dieser Film dokumentiert die Dreharbeiten zu dem Historienfilm „Dschingis Khan“, einem Historienfilm mit Omar Sharif. Und in „Geist und eine wenig Glück“ wirft er einen filmischen Blick auf die Oberhausener Filmpioniere voller Witz und Ironie.

Sein stilistisch an der Nouvelle Vague orientiertes, ebenfalls preisgekröntes Spielfilmdebüt „Es“ (1966) erzählt die Geschichte eines modernen jungen Paares, das die ungewollte Schwangerschaft der Frau vor die Frage stellt, ob das Kind in ihren Lebensentwurf passt oder nicht. Sein zweiter Spielfilm „Alle Jahre wieder“ porträtiert in einer Mischung aus Fiktion und Reportage die Generation vierzigjähriger Männer in der westfälischen Provinzstadt Münster. Es folgen weitere Spielfilme: „Quartett im Bett“ (1968), „Wir - zwei“ (1970)  „eins“ (1971) und „Chapeau Claque“ (1973). Daneben drehte er Kurz- und Dokumentarfilme, u. a. das Porträt seines Onkels Wilhelm Schamoni mit dem Titel „Der Vikar von Helmeringhausen oder Was nützt es für die Ewigkeit“ (1981). „Das Traumhaus“ war sein letzter Kinospielfilm.

Ab 1985 widmete er sich dem Aufbau privater Rundfunk- und Fernsehstrukturen: Er gründete den ersten lokalen Radiosender „Hundert,6. Neues Radio für Berlin“. 1993 erhielt er eine Lizenz für das erste regionale, private TV-Vollprogramm für Berlin und Brandenburg „IA - Neues Fernsehen für Berlin und Brandenburg“.

Von 1996 bis zu seinem Tod 1998 führte er ein Videotagebuch, in dem er die Zeit während seiner Krebskrankheit dokumentierte. Seine Tochter Ulrike Schamoni hat aus diesem audiovisuellen Vermächtnis den Film „Abschied von den Fröschen“ über die letzten Lebensjahre ihres Vaters realisiert.

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