Die Schamoni Film und Medien GmbH verwaltet die Rechte an den Filmwerken der Schamoni-Brüder bzw. stellt gern den Kontakt zu den Rechteinhabern her.
Tel. +49.89.988415
E-Mail schreiben
Spielfilm | 1979/80 | 113 Minuten | 35 mm | Farbe
Regie
Ulrich Schamoni
Drehbuch
Wolfgang Menge
Kamera
Igor Luther
Produzenten
Willi Benninger, Ulrich Schamoni, Regina Ziegler
mit Horst Frank, Judy Winter, Jochen Schroeder,
Leslie Malton, Kika Mol, Jakobine Engel u. a.
Vier junge Leute träumen vom einfachen Leben. Mitten in Berlin ziehen sie sich in eine idyllische Villa mit Garten zurück, in der sie sich selbst versorgen und einen alternativen Lebensstil führen wollen. Aber dann will eine skrupellose Großbauunternehmerin die Villa abreißen, um dort eine moderne Wohnanlage zu bauen. Der dynamische Ingenieur Conrad Kolberg, der einmal mit der Großbauunternehmerin liiert war, und wie er erst jetzt erfährt, der Vater eines der Mädchen aus der Villa ist, schlägt sich auf die Seite der jungen Leute und baut die Villa zu einem mit allem technischen Schnickschnack ausgestatteten Musterhaus um. Nun ist die Villa gerettet, aber die Idylle für die jungen Leute verloren. Sie ziehen aufs Land, wie sie erst verspätet feststellen, in die Nähe eines Atomkraftwerks.
Conrad Kolberg
Horst Frank
Sybille
Judy Winter
Julius
Jochen Schroeder
Esther
Leslie Malton
Käthe
Kika Mol
Jakobine
Jakobine Engel
Opa
Max Grothusen
Suhrbier
Hans-Joachim Grubel
Sybilles Gäste
Johannes Grützke, Albert Krogmann
Bestattungsunternehmer
Klaus Herm
Wittig
Reiner Hunold
Bremer
Hans-Horst Jochmann
Koslowski
Will Kley
Grimme
Günther Meisner
Oma
Erika Robbers
Schulz
Rudolf Unger
Aba Bejuk
Jan Lubos Weinberg
Regie
Ulrich Schamoni
Drehbuch
Wolfgang Menge
Produktionsleitung
M.-Günther Stocklöv
Kamera
Igor Luther
Schnitt
Dörthe Völz
Musik
Peter Herbolzheimer
Sänger
Thomas Voigt
Architekt und Ausstattung
Will Kley, K. G. Janoschka
Aufnahmeleitung
Michael Kersten
Regieassistenz
Susanne Schlaepfer, Michael Laux
Kamera-Assistenz
Peter Arnold
Tonmeister
Wolf-Dietrich Peters
Ton-Assistenz
Siegfried Zügel
Musikaufnahme und Mischung
Justus Liebich
Maske und Kostüme
Barbara Naujok, Erika Grimme
Requisite
Sybille Hahn, Thomas Schapert
Technik
Günther Krafft, Bodo Peper, Werner Söffky, Ferdinand Znajewski
Garten- und Tierpfleger
Bert Milbradt
Standfotos
Leo Weisse
Mischung
Rainer Lorenz
Produktion
Bärenfilm GmbH, Paramount Film Production GmbH, Westdeutscher Rundfunk (WDR)
Produzenten
Willi Benninger, Ulrich Schamoni, Regina Ziegler
Kolberg, ein 50jähriger, solo, Ingenieur und Topmanager einer Elektronikfirma, hat eine 15jährige Tochter, von der er nichts weiß. Diese 15jährige, Jakobine, die mit drei Freunden in einem idyllischen Haus mit Garten mitten in Berlin den Traum vom einfachen Leben lebt, will nichts von diesem Vater wissen. Trotzdem holen ihre Freunde, Käthe, Esther und Julius, diesen Kolberg ins Haus, als ihre grüne Idylle in Gefahr ist, den Plänen der Großbauunternehmerin Sybille Schacht-Blessmann für eine moderne Wohnanlage zum Opfer zu fallen. Um ihr Projekt voranzutreiben, ist der Bauunternehmerin jedes Mittel recht, auch ein Hausfriedensbruch mit kriminellen Zerstörungsmaßnahmen.
Kolberg fühlt sich herausgefordert von dieser Frau, zu der er früher eine enge Beziehung hatte, und baut das demolierte Haus mit den Möglichkeiten moderner Technik und Energieversorgung zu einem Musterhaus der Zukunft um. Damit rette er es zwar vor den Sprengkommandos und Baggern der Bauunternehmerin, die nun einlenkt und sich mit Kolberg versöhnt, doch das Traumhaus und seine paradiesischen Zustände, in denen Jakobine und ihre Freunde lebten, sind zerstört.
Jakobine, die Kolberg schließlich über seine Vaterrolle aufgeklärt hat, verabschiedet sich, um zusammen mit den Freunden in einem Bauernhaus auf dem Land noch einmal von vorn anzufangen. Kolberg glaubt nicht an das Paradies, das die Vier im Kopf haben. Er soll recht behalten.
Süddeutsche Zeitung, 9. September 1980, Jörg Bundschuh
Das Komische im Alltäglichen
Humor im deutschen Film — gibt es das? Das Bemühen darum ganz sicher; doch was dabei herauskommt, sind fast immer Imitationen der großen amerikanischen Vorbilder und diese überschreiten dann nur selten das Taschenwitzformat. Die Basis des jiddischen Witzes, der so viele Ufa-Filmkomödien vor 1933 inspiriert hat, fehlt heute. Und da helfen auch keine ambitionsreichen Anleihen bei Woody Allen.
Der wohl einzige unter den Regisseuren der Filmemachergeneration, der sich um Humor nie bemühen mußte, weil er ihn immer schon hatte, war Ulrich Schamoni. Und das hat man ihm oft gründlich verübelt, denn bei Schamoni kommt einfach alles zu selbstverständlich, und dann ist es ein Schmunzeln eher als ein gröhlendes Sich-auf-die-Schenkel-Schlagen. Mit seinem jüngsten Film „Das Traumhaus“, wagt er sich zusammen mit dem Drehbuchautor Wolfgang Menge ganz unanalytisch an ein Thema, das seit Jahren die bundesdeutschen Gemüter mehr oder minder offensichtlich bewegt: der Traum von einem menschlicheren, naturverbundeneren - sprich alternativen Leben. Verweigerung oder Annahme einer von der Technik bestimmten Welt, hier ist es vor allem ein Generationsproblem; die Sehnsüchte und Ängste unserer Zeit, so kindlich und banal' sie manchmal auch sein mögen, von Schamoni und Menge werden sie ernst genommen und verpackt in eine emotionale Geschichte.
„Das Traumhaus“ handelt von einer Gruppe junger Leute, die sich in einer alten Berliner Villa mit einem „Märchengarten“ als Selbstversorger eingerichtet haben; die Natur hat Vorrang, selbst der Swimming-Pool dient, in einen Teich umfunktioniert, zur Erforschung einer gesünderen Umwelt. Ein paradiesähnlicher Zustand also, bis durch eine geschäftseifrige Bauunternehmerin (Judy Winter) Zerstörung droht. Die Fronten sind klar - ein Plot, wie bei einem naiven politischen Film. Doch hier läuft das anders. Der Vater (Horst Frank) eines der Mädchen aus dem „Traumhaus“ - der zunächst noch gar nichts von seiner Vaterschaft ahnt - hilft das Haus zu retten. Doch man merkt es rasch: Bei allem guten Willen ist der Fortschrittsglaube der Väter nicht der ihrer Kinder. Die jungen Leute nehmen schließlich Reißaus, ziehen aufs Land, aber auch hier verfolgt sie die verhaßte Technik.
Rezepte hat der Film nicht parat, mutlos macht er trotzdem nicht - dies alleine aber wird ihm bei dem Ernst, mit dem man hierzulande seine Weltvorstellungen zu Markte trägt, nicht viel helfen. Es sei denn, man sperrt sich nicht gegen die poetische Erzählmanier, die die Phantasie, die Toleranz und die Nachdenklichkeit des Zuschauers ansprechen will. Der Film läßt sich Zeit, riskiert auch mal Längen, um mit Distanz, aus einer ruhigen Pose, das Komische im Alltäglichen zu dekuvrieren und aufmerksam zu machen auf das groteske Streben und Gerenne, das uns ganz den Blick fürs Leben nimmt.
Die Dialoge sind flapsig und aufgeweckt, mit sicheren Pointen und doch unprätentiös. Wie überhaupt die Schauspieler eine einheitlich gute Leistung bieten, bei der die jungen Darsteller Jochen Schroeder, Leslie Malton, Kika Mol und Jakobine Engel ihren berühmten Kollegen nicht nachstehen. Und das zeigt sich schon ganz am Anfang, wenn die Vier einen Sarg für Jakobines gerade verstorbene Mutter kaufen - 1200 Mark für einen Kasten, der dann doch verbrannt wird. So selbstverständlich, wie sie an unserer abstrusen Realität anecken, so verschmitzt erfrischend reagiert auch Igor Luther hinter der Kamera: In der Werkstatt des Sarghändlers entdeckt er zuerst die Pin-up-Girls am Spind und bei einem Karajankonzert verweilt der Blick mit kindlicher Neugier auf den Ehrengästen Walter Scheel und Dietrich Stobbe, die sich ungeschickt in ihren Sitzen zurechträkeln. Von solchen Szenen jedoch abgesehen, gibt es auch Einstellungen mit Ambition zum großen Kinospektakel; es ist Schamonis bisher aufwendigster und teuerster Film.
Trotz der Suche nach dem großen Publikum ist „Das Traumhaus“ ein sehr persönlicher, ein junger, vor allem aber ein ungekünstelt humorvoller Film geworden.