Dr. phil. Victor Schamoni

geboren am 6. Dezember 1901 in Hamm (Westfalen)

gefallen am 13. April 1942 in Woronow (Russland)

1725 wanderte Casparo Scamoni, der Stammvater der Schamonis, aus der Tessiner Gemeinde Campo, Valle Maggia, nach Geseke in Westfalen aus, wo er mit zwei Frauen sieben Kinder hatte. Aus dem italienischen Scamoni wird das westfälische Schamoni.

Victor Schamoni und seine jüngeren Brüder Wilhelm und Albert wuchsen in streng katholischer Umgebung auf. Nach dem Abitur studierte Victor Kunst­geschichte, Philosophie und Germanistik in Münster, Berlin und München.

1926 wurde er mit einer Arbeit „Ueber die ästhetischen Möglichkeiten der Photographie und des photographischen Bewegungs­bildes“ promoviert, die jedoch erst 1936 als Teilabdruck unter dem Titel „Das Lichtspiel. Möglichkeiten es absoluten Films“ erschien. Nach dem Abitur studierte er Kunst­geschichte, Philosophie und Germanistik in Münster, Berlin und München.

Seit Mitte der zwanziger Jahre betätigte sich Schamoni als Filmkritiker und -publizist. Für die von der Staatlichen Kunstbibliothek Berlin und dem Deutschen Werkbund 1929 veranstaltete Ausstellung „Der gute Film“ traf er die Programmauswahl. In Aufsätzen bekräftigte er die Notwendigkeit des Aufbaus eines katholischen Filmwesens.

1930 wurde er Leiter der Zentralstelle der neugegründeten Westfälischen Landeslichtspiele in Soest, die als institutionelle Plattform für die katholische Filmarbeit in Westfalen dienen sollten. Das Programm der Lichtspiele umfasste 1930/31 nicht weniger als 104 Filme, darunter Werke wie „Entr‘acte“ von René Clair und Francis Picabia und „Retour à la Maison“ von Man Ray, den Schamoni in Paris kennengelernt hatte. Darüber hinaus stellte er eigene Filme über bedeutende deutsche Örtlichkeiten her. Nach dem Ende der Geschäftsführertätigkeit versuchte Schamoni sich als selbstständiger Kulturfilmregisseur zu etablieren. Zusammen mit Rudolf von Laban realisierte er 1934 das avantgardistische Tanzfilmprojekt „Spuk im Spielklub“. Ausbleibender Erfolg und scheiternde Filmprojekte brachten ihn aber in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Eine Anstellung in der Filmabteilung der Bayer AG in Leverkusen, 1937, währte nur ein Jahr. Eine Bewerbung bei der Ufa blieb erfolglos.

Nach Kriegs­beginn wurde Schamoni zur Ordnungspolizei eingezogen, wo er seinen Dienst als Leutnant der Reserve bei der Film- und Bildstelle versah. Während eines Einsatzes in Polen oder der Ukraine wurde er Zeuge von Kriegsverbrechen, über die er empört kirchliche Stellen unterrichtete. An die russische Nordfront versetzt, fiel er im Frühjahr 1942 in der Nähe des Ladogasees. (Für Hinweise, Dokumente und Zeitzeugenberichte über Victor Schamonis Dienst bei der Film- und Bildstelle der Ordnungspolizei (in Polen und der Ukraine, Kiew) und beim Polizeibatallion 306 (Leningrad, Ladogasee) wären wir dankbar.)

Aus der 1931 mit Maria Vormann geschlossenen Ehe gingen vier Söhne hervor: Victor, Peter, Thomas und Ulrich, die allesamt in den 1960er und 1970er Jahren zu den Vertretern des Neuen Deutschen Films gehörten.