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Regie May Spils
Drehbuch Werner Enke, May Spils, Rüdiger Leberecht
Kamera Klaus König
Produktion Peter Schamoni
mit Werner Enke, Uschi Glas, Henry van Lyck,
Inge Marschall, Helmut Brasch, Rainer Basedow u. a.
LINK-TIPP:
Ein Film, sein Umfeld und die Folgen
Abhandlung zum Film von Grisi Ganzer
www.zursacheschaetzchen.de
Der Kultfilm war 1968 der Überraschungshit an den Kinokassen. Mit 26 Jahren präsentierte May Spils dem staunend-amüsierten Publikum als erste deutsche Regisseurin der Nachkriegsgeneration eine Komödie, die frech und frisch den Zeitgeist traf und lange mitbestimmte.
Werner Enke verkörpert sein Alter Ego, den verschlafen-dynamischen Nichtstuer Martin, der die Welt mit pseudophilosophischen Sprüchen beglückt und in den Tag hinein lebt, wenn nicht gerade Polizisten und andere Zeitgenossen verärgert werden. „Es wird böse enden..." ist Martins Devise. Aber dann wirbelt die Begegnung mit Barbara (Uschi Glas), knackige und wohlbehütete Tochter aus gutbürgerlichem Hause, mit der man so schön fummeln kann, sein Leben fröhlich durcheinander.
Martin
Werner Enke
Barbara
Uschi Glas
Henry van Bosch
Henry van Lyck
Anita
Inge Marschall
Victor Block
Helmut Brasch
Wachhabender
Rainer Basedow
Dichter im Lift
Martin Lüttge
Wachtmeister
Joachim Schneider
Polizisten
Sascha Strigl, Peter Tambosi
Voyeur
Johannes Buzalski
Hausmeisterin
Elisabeth Volkmann
Filmproduzent
Horst Pasderski
Zoo-Wärter
Erwin Dietzel
Mutter im Zoo
Ursula Bode
Sekretärin von Block
Li Bonk
Anitas Freundin
Ilona Perl
Parfüm-Wolfgang
Gerd Sieger
Regie
May Spils
Drehbuch
Werner Enke, May Spils, Rüdiger Leberecht
Produktion
Peter Schamoni
Kamera
Klaus König
Musik
Kristian Schultze
Ton
Horst Weiser
Tonstudio/Mischung
Clemens Brendel
Standfotos
Tim Klose
Schnitt
Ulrike Froehner, Heidi Genée
Aufnahmeleitung
Fred Zenker
Regieassistenz
Li Bonk
Kameraassistenz
Georg Gegenfurtner
Produktionsleitung
Peter Schröder
Der Film erzählt eine Geschichte aus dem Schwabinger Sommer 1967, so wie sie sich tagtäglich links und rechts des „Boulevard Leopold“ in den Straßen, Wohnungen und Kneipen ereignet. Das sorglose, ein wenig gammlerische Leben in dieser Gegend Münchens trägt - wie ein letztes Aufbäumen vor dem unvermeidlichen Establishment - die charakteristischen Züge des Provisoriums: bedingt durch die Jugend der Leute, bedingt aber auch durch einen bewussten oder unbewussten - oft nur zu gewollten - Hang zum Außenseitertum.
Zwei junge Männer, Martin (Werner Enke) und Henry (Henry van Lyck), 25 und 33 Jahre alt, Schlagertexter der eine, Schauspieler und Synchronsprecher der andere, sind zwei solcher typischen Schwabinger. Was sie an einem Tag alles treiben, berichtet der Film. Henry besucht mittags seinen Freund Martin, der schon seit Tagen nicht aus dem Bett gekommen ist. Er erinnert Martin daran, dass heute sein Geburtstag ist und er sich mit seiner Freundin Anita verloben wollte. Als Anita wenig später ihren Glückwunschbesuch in Martins Bude macht, stellt sie mit einer Mischung aus Wut und Enttäuschung fest, dass Martin keinesfalls bereit ist, sein bisheriges Gammel-Dasein durch eine Verlobung zu ändern.
Die beiden Freunde gehen in eine Badeanstalt, wo es ihnen angesichts der ausgezogenen Mädchen denkbar schwer fällt, einen an diesem Tag fälligen Schlagertext auf die Beine zu stellen. Martin bändelt mit einem Mädchen an und will ihm mit einer hanebüchenen Geschichte imponieren: er sei ein steckbrieflich gesuchter Verbrecher und könne nicht in seine Wohnung, weil das Haus von Polizisten umstellt sei. Tatsächlich aber ist Martin von seinem Fenster aus lediglich Zeuge eines nächtlichen Einbruchs gewesen, hat auf dem Revier jedoch statt einer vernünftigen Aussage nur freche Witze auf Kosten der Beamten gemacht.
Das Mädchen Barbara (Uschi Glas), aus wohlhabendem bürgerlichen Hause, frisch und unkompliziert, findet Gefallen an Martin und seinen skurrilen Einfällen. Er ist so ganz anders als die jungen Männer von heute gewöhnlich sind. Er gibt sich nicht als Sunny Boy, er spielt nicht den galantenKavalier - er ist eher mürrisch, er steht in seiner Egozentrik vielen angenehmen, zur Konvention gewordenen Dingen des Alltags ablehnend gegenüber, verbirgt seine Sensibilität hinter der berühmten rauhen Schale und - entwickelt gerade dadurch einen ganz persönlichen, äußerst fragilen Charme, der entdeckt und hervorgelockt werden will. Barbarafasziniert das, und sie geht mit ihm am Abend auf sein Zimmer - während Anita und Henry auf einer eigens arrangierten „Geburtstags- und Verlobungsparty“ vergeblich auf Martin warten. Und am Ende tritt auch noch einmal die Polizei auf den Plan, der Freund und Helfer, der so gar nichts für junge Querköpfe übrig hat...
Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben von zwei Schwabinger Typen, die ihren eigenen Stil haben; die einen spezifischen Jargon sprechen, der oft an linguistische Parodien grenzt; die alles Andere mehr lieben als geregelte Arbeit, die ihr Leben zu einer immerwährenden Folge von sorglosen Abenteuern machen wollen.
DIE WELT, 12. Januar 1968, Rüdiger Dilloo
May Spils und Schamoni treffen sich in der Ansicht, der junge deutsche Film dürfe bei aller L‘art-pour-l‘art-Spielerei und höchstpersönlicher Gesellschaftsgrübelei ruhig auch die Kinokasse fixieren. „Kommerziell“ ist ihnen nicht a priori ein Schimpfwort. Ihr Film lebt von seinem Tempo; der köstliche Jargon-Dialog, die optischen Einfälle folgen einander geradezu unökonomisch schnell: Martin (Werner Enke), dabei, seinen Geburtstag zu verschlafen, wird von Henry (Henry van Lyck) aus dem Bett geschmissen, albert im Schwimmbad, später mit einem dort aufgegabelten Mädchen (Uschi Glas) im Tierpark herum, schläft unverbindlich ein bisschen mit ihr, weil sie so kuschelig ist, und hat dazwischen ein paarmal Ärger mit der Polizei, weil er als Zeuge eines Einbruchs nicht aussagen will. Dazwischen: Kneipen, Zocken, Tischfußball; und jedenfalls Prinzipientreue: Bloß nicht Geld verdienen, bloß nicht Familie, bloß nicht Bürgersinn, Verantwortung, Anpassung, Normalsein.
„Zur Sache Schätzchen“ ist kein Film, der zu irgendwelchen Bewusstseinsufern hinführt. Er ist einfach unterhaltend, komisch, dabei intelligent. Und nähme man ihn ernster, als er sich selber meint, dann fände man unter seiner Heiterkeit auch die Dimension poetischer Trauer, die das banale Thema von der Vergänglichkeit der Jugend zuweilen annimmt.
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