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Majestät brauchen Sonne

Dokumentarfilm | 1999 | 105 Minuten | 35 mm | Farbe mit S/W-Teilen

Angaben zum Film

Buch und Regie
Peter Schamoni

Kamera

Mike Bartlett, Ernst Hirsch, Peter Rosenwanger u. a.

Musik

Richard Wagner, Edvard Grieg, Di Capua, Holger Aurel Jung

Sprecher

Mario Adorf, Otto Sander, Donald Arthur u. a.

Produktion

Peter Schamoni Filmproduktion, Rob Houwer-Produktion,
Independent Netherlands Broadcasting

Kurzbeschreibung

Er war der meist fotografierte und meist gefilmte Mensch einer Zeit, die nach der Fotografie gerade die bewegten Bilder entdeckte: Deutschlands letzter Kaiser Wilhelm II. (1859 -1941). Glückloser Romantiker oder barbarische Gefahr für die Menschheit? Dynastisches Monster oder eitler Pfau?

Mit aufwendiger Digitaltechnik optimierte Peter Schamoni umfangreiches Stummfilmmaterial und zeigt die verführerische Kraft einer umstrittenen Herrscherfigur, die für ihre spektakulären Medieninszenierungen stets Sonne - eben das sprichwörtliche Kaiserwetter - brauchte. Eine aufregend authentische und unterhaltsame Dokumentation und gleichzeitig eine Hommage an die Anfänge der Kinematografie.

Buch und Regie
Peter Schamoni

Historische Beratung
Wilfried Rogasch

Kamera

Mike Bartlett, Ernst Hirsch, Peter Rosenwanger, Morten Skallerud

Musik

Richard Wagner, Edvard Grieg, Di Capua, Holger Aurel Jung

Schnitt

Thomas Krattenmacher, Carolin Rethfeld

Ton

Robert Jäger, Bert Koops, Manfred Schweitzer, Peter Lang

Sprecher

Mario Adorf, Otto Sander, Donald Arthur, Arthur Brauss, Salome Kammer

Zitate aus den Wilhelm II.-Büchern

„Ereignisse und Gestalten“ (1922), „Erinnerungen an Korfu“ (1924), „Aus meinem Leben“ (1927)

Produktionsleiter

Konrad Hirsch

Produktion

Peter Schamoni Filmproduktion, Rob Houwer-Produktion, Independent Netherlands Broadcasting,
AVRC und ZDF

  • Bayerischer Filmpreis: Produzentenpreis 1999
  • Eröffnungsfilm des 42. Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm 1999 (außer Konkurrenz)
  • Prädikat: besonders wertvoll

Deutschlands letzter Kaiser Wilhelm II. wurde im Volksmund „Wilhelm der Plötzliche“ genannt. Für die Abkürzung I.R. (Imperator Rex) erfanden die Bremer „Wilhelm immer reisefertig“. Alljährlich besuchte er mit seinem eigenen Hofzug über 100 Städte. Auf seiner Staatsyacht „Hohenzollern“ durchkreuzte er mit großem Gefolge im Frühjahr das Mittelmeer und im Sommer die norwegischen Fjorde. Die frühen Kameramänner brauchten Sonne, um Majestät bei seinen pompösen Auftritten ins rechte Licht setzen zu können. Es hatte Kaiserwetter zu herrschen!

Peter Schamoni nähert sich dem „brillantesten Versager der Weltgeschichte“, wie ihn sein Vetter King George V. nannte, aus kunst- und filmhistorischem Interesse, beschreibt ihn als zerrissenen Menschen, nicht nur als preußisches Militär-Monster.

DIE ZEIT, 9. November 2000, Gustav Seibt

Peter Schamonis Film über Kaiser Wilhelm II. ist eine Sensation. Man sitzt 95 Minuten lang ungläubig staunend davor. Begriffe beleben sich mit Anschauung, historische Interpretationen füllen sich mit Fleisch und Blut. Diese anderthalb Stunden bestehen zu annähernd neunzig Prozent aus Originalmaterial, bewegten Bildern aus der Zeit von der letzten Jahrhundertwende bis in den Zweiten Weltkrieg. Namentlich die Aufnahmen aus den Jahren vor 1914 sind weithin unbekannt. Solche filmischen Veröffentlichungen sollten Schule machen. Auch zeigt sich, dass der Kinofilm mit seinem längeren Atem und seinem großen Format ganz andere Eindrücke herzustellen vermag als die historischen Fernsehserien mit ihrem Kleinklein aus Filmschnipseln, nachgestellten Szenen und Zeugenaussagen.

Schamoni zeigt sein Material in langen Sequenzen, unterlegt es mit Originaltönen der Zeit (Marsch-, Fest- und Opernmusik), Zitaten aus Wilhelms Erinnerungsbüchern (gesprochen von Otto Sander) und dem behaglichen Erzählerbass von Mario Adorf. Einige wenige Originalstimmen, so von Wilhelms berühmter Ansprache vom August 1914 („bis zum letzten Hauch von Mann und Ross") schaffen noch eine zusätzliche Aura von direkter Zeugenschaft. Wo die Originalschauplätze noch intakt sind, so an Wilhelms Ferienorten auf Korfu und in Norwegen, ergänzen Landschaftsbilder das authentische Material.

Weit über die Hälfte des Materials behandelt staatspolitisch sekundäre Vorgänge der allerhöchsten Freizeit wie Jagden und Ferienreisen oder Repräsentationsspektakel wie Staatsbesuche, Manöver und Paraden. Eine technische Sensation ist die Parade zur Eheschließung der einzigen Tochter des Kaisers mit einem Welfenprinzen 1913; sie zeigt eine fast surreale sommerliche Knallbuntheit, so als solle die Naivität der Welt von gestern auch durchs Kolorit illustriert werden.

Es geht voran, die ersten Automobile pesen los, riesige Schlachtschiffe rauschen vom Stapel, ein Denkmal nach dem anderen wird fertig, Federbüsche, Damenhüte, Girlanden, Wimpel, Jubelspaliere, alles erweckt den Eindruck einer lärmenden sonntäglichen Wirtschaftswundergesellschaft. Der Kaiser ist unentwegt unterwegs: innerdeutsch in einem luxuriösen Hofzug, in Nord- und Mittelmeer auf der Yacht Hohenzollern, einem schwimmenden Palast; vier Jahre hat Wilhelm insgesamt auf ihm verlebt. Hier waren die Herrschaften unter sich, trieben mit dem Kaiser Frühsport oder versteckten Ostereier für die Mannschaften. Um Wilhelm herrschte, so suggerieren es die Bilder, permanente Internatstimmung, die Luft von Schabernack, Mensur und Abiturfeier.

Zwei Züge des Kaisers, die bekannt waren, treten in extremer Verstärkung hervor: seine Verkrüppelung und eine kokette Kostümsucht. Der linke Arm war tot und klein, er hing schlaff herunter; das hat man auf keinem Foto so deutlich gesehen.

Der Kaiser kam nie zu öffentlichen Anlässen, wenn das Wetter nicht schön war; er brauchte das berühmte Kaiserwetter, die strahlende Sonne, die man für ein Attribut des Absolutismus halten mag. Er war ein Schönwetterkaiser.

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