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eins

Spielfilm | 1971 | 88 Minuten | 35 mm | Farbe

 

Angaben zum Film

Buch und Regie
Ulrich Schamoni

Produktion
Peter Schamoni Filmproduktion

Gesamtleitung
Ulrich Schamoni

mit Ulrich Schamoni, Andrea Rau, Wolf Fuchs,
Herbert Hamm, Pit Schröder u. a.

Kurzbeschreibung

Ein kauzig-feister Jungkapitalist fährt mit drei Gammlern und Gelegenheitsarbeitern an die Riviera, um in französischen Spielkasinos das todsichere System seines Großvaters erfolgreich anzuwenden, bis er von seinen Begleitern als Ausbeuter ausbezahlt und verlassen wird.

Der Film „eins“ ist eine Komödie über Glückssehnsucht und Fluchttendenzen der 68er Generation und zugleich der Versuch, den Mittelweg zwischen anspruchsvollem Autorenfilm und populärer Kinoklamotte zu finden.

  • Besetzung


Chef

Ulrich Schamoni

Freundin
Andrea Rau

Herbert
Herbert Hamm

Wolf
Wolf Fuchs

Fahrer
Peter Schröder

  • Stab


Buch und Regie
Ulrich Schamoni

Kamera
Igor Luther

Kamera-Assistenz
Stanislav Dorsic, Axel Hesse

Schnitt
Heidi Genée

Ton
Rainer Lorenz

Musik
Ludwig van Beethoven, Carl Maria von Weber, Django Reinhardt, Stéphane Grapelli, Teddy Stauffer (Interpret)

Produktionsleitung
Peter Schröder

Produktion
Peter Schamoni Filmproduktion

Gesamtleitung
Ulrich Schamoni

 

  • Deutscher Filmpreis 1972 für Regie
  • Prädikat: wertvoll

Das Leben - ein Spiel, möchte man meinen, wenn man die Lebensauffassung vieler junger Menschen von heute betrachtet: sie spielen, um zu leben - sie leben, um zu spielen. Sie sind bereit, jeden Tag neu zu entdecken, sie haben ein vitales Bewusstsein für die elementaren Situationen des täglichen Lebens entwickelt, ein Gespür für Richtiges und Falsches, für Freude und Traurigkeit, für Humor und Melancholie.

Der Film „eins“ stellt zwei in diesem Sinne typische junge Männer in den Mittelpunkt der Handlung. Herbert und Wolf, der Zufriedene und der Träumer - beide Lebenskünstler auf ganz persönliche Art, ziehen durch die Welt, entdecken neue Landschaften, neue Menschen, ihr eigenes Leben. Von Zeit zu Zeit haben sie Jobs, um das nötige Geld zum Leben zu verdienen.

Per Anhalter sind sie auf Entdeckungsreise und werden von einem dicken, schrulligen Jungkapitalisten mitgenommen. Dieser Mann lebt vom Roulettespielen, aber er ist zu kaputt, die aufreibende Arbeit des Berufsspielers selbst durchzustehen. Er engagiert die beiden Tramps, trainiert mit ihnen sein ausgeklügeltes Spielsystem, fährt mit ihnen durch ganz Frankreich und schickt sie in die mondänen Casinos von Cannes, Nizza, Monte Carlo, Biarritz. Nach getaner Arbeit kassiert der Chef das Geld. Er läßt seine Spieler ständig durch seinen Chauffeur überwachen. Aber er bietet ihnen ein sorgloses Leben in Luxushotels und schicken Badeorten. Sie lernen durch ihn ein Stück von der großen Welt kennen.

Aus Deutschland lässt der Chef seine schnuckelige Freundin nach Nizza einfliegen, um sich mit ihr an der schönen Côte d'Azur die Zeit zu vertreiben. Sie leben alle zusammen eine Weile wie Gott in Frankreich.

Doch mit der Zeit wird den beiden Jungen klar, dass sie im Grunde nur ausgebeutet werden, dass sie immer nur anschaffen müssen und selbst kaum etwas vom Gewinn haben. Ein Gespräch mit dem jungen Chauffeur, der schon in völliger Abhängigkeit von seinem Boss lebt, macht ihnen die Situation klar: Sie geraten langsam in einen Mechanismus, der sie zu stumpfen Untergebenen macht, zu Werkzeugen eines egoistischen Geschäftsmannes, der nur an seinen eigenen Vorteil und an seinen aufwendigen Lebensstil denkt.

Der Zufriedene und der Träumer durchschauen das Spiel und - setzen ihr eigenes Spiel dagegen. Mit einem Einsatz, gegen den der Dicke machtlos ist. Rien ne va plus - die Kugel ist gefallen. Das Leben - ein Spiel. Das Glück dem Gewinner.

DIE ZEIT, 3. Dezember 1971, Wolf Donner

Der Film ist zunächst die Geschichte einer Reise: Gespickt mit verschlüsselten Hinweisen und insider-jokes, gedreht in 16 und 35 Millimeter, mit Fahrt- und Landschaftsbildern von großer Schönheit, die meisten Szenen aus unmittelbaren Stimmungen und Erlebnissen heraus improvisiert.

Zweitens ist der Film eine Studie über das Zocken, das Roulette-Spiel als Unterhaltsmöglichkeit oder aus Verfallenheit: nicht über die Faszination oder die Technik des Spiels (das man nie sieht), sondern über die Psychologie des Zockens, das durchs Spiel Zerbrochensein oder das Spiel als Job.

Drittens, und darin liegt Schamonis Engagement, die politische Parabel vom Unternehmer und den Arbeitern: Die zwei Angeheuerten arbeiten für den, der das System und das Geld hat, der mit entwaffnender, dumm-versierter Selbstverständlichkeit auf seinen Vorrechten beharrt.

„eins“ ist viertens ein Film über die fünf Leute, die in ihm spielen und für die das Spiel ein Akt der Klärung, teils der Befreiung wurde. Die zwei Arbeiter, Hamm und Fuchs, sind keine Schauspieler, sondern hatten angefangene Studien, Jobs, den Polittrip und Gammelphasen hinter sich. Der Chauffeur, Peter Schröder, ist das gleiche Mädchen für alles als Produktionsleiter bei Peter Schamoni. Andrea Rau spielt genau die Rolle, zu der sie die deutsche Filmindustrie in unzähligen billigen Pornostreifen abgerichtet hat: sie macht Sex und läßt sich ausbeuten, sie demonstriert auf rührende Weise ihre Ausbeutung, in dem sie zeigt, daß sie nichts anderes mehr als posieren und sich ausziehen kann. Ulrich Schamoni selbst schließlich hat am meisten Privates investiert. Er raunzt und muffelt, wie ein Boß es wohl sein muß, auch wenn er vom Selbstzweifel zernagt und im Grund ein schäbiger hohler Geldsack ist, ein Fleischberg voll bierseeligen Elends.

Gut ist der Film, wo er ganz subjektiv, ganz Ulrich Schamoni ist, und gut ist, daß einer, der kommerzielle Erfolge hatte, sich allen üblichen Auflagen und Konzessionen verweigert und so dreht, wie er empfindet.

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